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Stolpersteinverlegung in Kellinghusen

Details

Datum:
22. März 2022
Zeit:
9:00 bis 11:00
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Veranstaltungsort

Kellinghusen, Lornsenstrasse

Stolpersteinverlegung in Kellinghusen

Am Dienstag, den 22. März 2022, werden in Kellinghusen zwei weitere
Stolpersteine verlegt. Stolpersteine erinnern an Menschen, die während der
Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden.

Die erste Verlegung soll an den Landarbeiter Johannes Claus Cordes erinnern
und beginnt um 9 Uhr in der Lornsenstraße. Johannes Claus Cordes wurde am
20.05.1896 als Sohn der Dienstmagd Caroline Cordes im Armenhaus in
Kellinghusen, das sich in der Lornsenstraße auf dem Grundstück links vom
jetzigen Ärztehaus befand, geboren. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als
Landarbeiter. Am 11.10.1944 wurde er in Schutzhaft genommen und in das
Konzentrationslager Neuengamme transportiert. Dort erhielt er die
Häftlingsnummer „56083“. Neben seiner Häftlingsnummer „56083“ wurde das
Präfix „BV“ für Berufsverbrecher vermerkt. Unter diesen BV-Häftlingen
befanden sich viele Menschen, die sich mit Taschendiebstählen oder kleinen
Gaunereien durchs Leben schlugen. Im Oktober 1944 wurde er in das Lager nach
Husum-Schwesing gebracht, das völlig überbelegt war. Bei völlig
unzureichender Ernährung mussten die Häftlinge täglich zehn bis zwölf
Stunden Schwerstarbeit verrichten. Die auszuhebenden Panzergräben waren vier
bis fünf Meter breit und bei schräg abfallenden Wänden drei Meter tief. Die
an der Grabensohle arbeitenden Häftlinge standen meist knietief, manchmal
bis zum Oberkörper im Wasser, dazu kam der Regen und der eisige Wind. Die
Kleidung der Häftlinge bot keinen Schutz, sie war durchnässt und zerlumpt.
Der Kellinghusener Johannes Claus Cordes verstarb einen Monat nach seiner
Einlieferung in das KZ-Neuengamme  am 12.11.1944 um 04:20 Uhr im Lager
Husum-Schwesing. Johannes Claus Cordes wurde auf dem Husumer Ostfriedhof in
einem Massengrab bestattet

Die zweite Verlegung, die an Ferdinand Berndt erinnert, beginnt um 9.45 Uhr
und findet in der Mühlenbeker Straße 14 statt. Ferdinand Berndt hatte sich
mehrfach kritisch über das nationalsozialistische Regime geäußert, auch
gegen die Judenverfolgung, und hatte so Widerstand geleistet. Er wurde
deshalb  zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt. Ferdinand Berndt starb am
27. Dezember 1941 morgens um 5.30 Uhr in seiner Wohnung in der Mühlenbeker
Straße 14 in Kellinghusen unter anderem an den Folgen der erlittenen
politischen Haft.

Im Rahmen des Geschichtsunterrichtes begleiten SchülerInnen der
Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe Kellinghusen die Verlegung.
Unterstützt wird die Maßnahme einschließlich einer aktualisierten Neuauflage
des Faltblattes „Friedensstele – Stolpersteine,  Kellinghusener Stadtwege
zur Mitmenschlichkeit“ durch den Landesbeauftragten für politische Bildung
Schleswig-Holstein. Durch Spenden gefördert wurde das gesamte Projekt, zu
dem auch eine Buchveröffentlichung im vergangenen Jahr gehörte, von der VZeG
Volksbank Raiffeisenbank eG, Itzehoe und der Sparkasse Westholstein.

Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich zur Verlegung eingeladen.

„Auf dem Stolperstein bekommt das Opfer seinen Namen wieder, „ein Mensch ist
erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist …“ zitiert der Künstler
Gunter Demnig eine alte jüdische Lebensweisheit. Mit den Messingsteinen auf
dem Gehweg vor den Häusern, in denen einst jene Menschen wohnten, die der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zum Opfer fielen, hält er die
Erinnerung an sie weiter lebendig. Als dezentrales Mahnmal eignen sich
Stolpersteine für vielfältige pädagogische Angebote. Durch die Arbeit mit
ausgewählten Schicksalen werden den Jugendlichen die Mechanismen der
Ausgrenzung und Verfolgung während des Nationalsozialismus vermittelt. Dabei
lernen sie anhand konkreter Beispiele, wie durch eine Radikalisierung der
Diskriminierung der Weg zum systematischen Massenmord geebnet wurde. Zudem
kann ihnen die Vielfältigkeit der Opfergruppen bewusst gemacht werden, denn
die Stolpersteine erinnern an alle während des Nationalsozialismus
verfolgten Gruppen. Es geht darum, dass die Jugendlichen lernen, die
vielfältigen Mechanismen der Stigmatisierung und ihrer Kontinuitäten besser
zu erkennen, denn die nationalsozialistischen Mordprogramme hatten eine
lange Vorgeschichte der rassistischen und politischen Diskriminierung und
Ausgrenzung. Sie wurden von einer breiten Masse der Bevölkerung getragen, so
dass sie sich bis zum systematischen Massenmord entwickeln konnten.

Bürgerinitiative „Kellinghusener Stadtwege zur Mitmenschlichkeit“
Walter Vietzen und Heinz-Jürgen Heidemann